Küchentrend: Die Rückkehr der Wohnküche

Früher zum reinen Arbeitsraum degradiert, feiert die Küche die Rückkehr zum Zentrum des Hauses.

Da sich dieser Trend in Zukunft sogar verstärken wird, ist ihm bereits bei der Planung Rechnung zu tragen.

kueche

Nur wenige Menschen erinnern sich: Grossmutters Küche war früher derjenige Ort des Hauses, an dem sich das Leben abspielte. So verbrachte das Grosi doch vor der Ära der bereits halb oder fertig zubereiteten Gerichte aus dem Supermarkt einen Grossteil ihrer Zeit darin. Wer Grossmutter antreffen wollte, der ging in die Küche. Und weil der zwischenmenschliche Kontakt damals noch der weitaus beliebteste Zeitvertreib war, herrschte hier oft ein fröhliches Kommen und Gehen.

Verkannt und Vernachlässigt

Im Zuge des wirtschaftlichen Aufschwungs der 50er und 60er Jahre begann das eher triste Dasein der Küche. Einerseits war es der Beginn der Urbanisierung, der Trend weg vom eigenen Haus hin zur Mietwohnung mit eher begrenzten Platzverhältnissen, der die Küchen der damaligen Zeit schrumpfen liess. Andererseits war so viel Platz auch gar nicht mehr nötig. Denn der immer akutere Zeitmangel in den Familien, in denen oft beide Elternteile berufstätig waren, sowie die Fortschritte in der Lebensmitteltechnologie führten dazu, dass Kochen zur lediglichen Zubereitung von Speisen verkam. Und die Küche zum reinen Arbeitsraum. Entspannt wurde vor dem Fernseher. Dies geschah natürlich wesentlich bequemer auf dem Sofa im Wohnzimmer als am Küchentisch.

Kochen ist wieder in

Gerade dieser Zeitmangel aber war es, der in jüngster Zeit den Gegentrend auslöste und die Küche wieder aus dem Schattendasein holte. Denn heute müssen sogar noch mehr Dinge unter einen Hut gebracht werden, z. B. Arbeit, Verein, Sport. Um bei der wachsenden Zahl von Verpflichtungen Zeit für die Familie zu finden, ist es notwendig, bewusst Inseln zu schaffen, die Raum für die sozialen Aspekte bieten.

Gleichzeitig ist das Gesundheitsbewusstsein gestiegen. Man schenkt dem Kochen wieder mehr Aufmerksamkeit. Dies widerspiegelt sich auch in den zahlreichen Kochsendungen, die den TV-Stationen beachtliche Einschaltquoten bescheren. Auch Männer hinterm Herd sind kein seltener Anblick mehr. Die Küche ist salonfähig geworden!

Und darum liegt es nur nahe, sie auch mit dem Salon – also dem Wohnzimmer – zusammenzulegen. Die Küche ist somit nicht mehr nur ein zweckorientierter Arbeitsort, vielmehr bietet sie Kreativen und Genussmenschen Raum zur Entfaltung ihrer Talente. Dementsprechend werden heute wieder grosszügige Küchen gebaut; ausserdem sollen sie ansprechend aussehen, hat man sie doch ständig vor Augen. Neue Materialien lassen hierbei ein Spiel mit Farben und Formen zu. Verschiedene Oberflächen treffen zusammen, der Materialmix ist im Trend. So werden hoch glänzende Kunststoffoberflächen mit Holz gemischt. Besonders gefragt sind kräftige Farben, gemischt mit dunklen Holzflächen. Glas wird neu nicht nur als Front eingesetzt, sondern auch auf der Arbeitsplatte oder als Rückwand. Das wirkt sehr hochwertig und spektakulär, besonders, wenn die Glaswand noch mit LEDs hinterleuchtet wird, deren Lichtfarbe man je nach Stimmung wechseln kann.

Technisch hoch entwickelt

Energieeffizienz wird immer wichtiger. Egal, ob bei der Beleuchtung oder bei den Geräten: Viele Hersteller spezialisieren sich auf energiesparende Geräte. Moderne Induktionsherde sparen im Vergleich zu einem herkömmlichen Elektroherd bis zu 50 Prozent Energie und erhitzen das Essen erst noch viel schneller. Strom- und wassersparende Geschirrspülmaschinen sind bei immer mehr Herstellern im Angebot. Und ein Teppanyaki-Kochfeld steht immer öfters auf der Wunschliste der Freizeitköche. Ausserdem hat Multimedia Einzug in die Küche gehalten. Dass sich der Ofen übers iPhone steuern lässt oder der Kühlschrank den Einkaufszettel erstellt, ist mittlerweile keine Zukunftsmusik mehr – allerdings noch nicht weit verbreitet. Ein in die Abdeckung integrierter Flachbildschirm oder zumindest ein Soundsystem ist hingegen fast schon Standard.

Die Küche hat sich also definitiv emanzipiert, ist wieder zum Mittelpunkt des Hauses geworden und verdient deshalb grosse Aufmerksamkeit. Wer selbst baut, sollte sich frühzeitig genau überlegen, welches seine persönlichen An sprüche und Vorlieben sind und die räumliche Planung des Hauses danach ausrichten. Checklisten, wie beispielsweise die des Küchen-Verbands Schweiz KVS, helfen dabei. Aber auch immer mehr Vermieter haben den Trend erkannt und legen grösseren Wert auf die Küche und deren Einrichtung. Sehr zur Freude der meisten Mieter.